Interview mit Kerstin Janina Ruch

Wie bist du auf die Rolle des Business Analysten aufmerksam geworden?

Wortwörtlich durch Zufall. Ich bin bei meinem vorherigen Arbeitgeber in diese Rolle reingerutscht, weil ich immer sehr progressiv an Veränderungen interessiert war. Man hat mir also die Möglichkeit geboten und es hat mir so gefallen, dass ich auch heute noch voller Begeisterung dabei bin.

Was ist der interessanteste Aspekt deiner Arbeit?

Dass es kein Patentrezept gibt. Jede Problemstellung, jede Herausforderung ist anders. In diesem Job braucht man einen wachen Geist und offene Augen. Und Redegewandtheit 🙂

Und der herausforderndste Aspekt?

Alle Stakeholder auf eine Spur zu bringen. Das ist definitiv eine Herkulesaufgabe bei einem grossen Unternehmen wie bei Raiffeisen.

Wie organisierst du deine Zeit, wenn du mehrere „Hüte“ gleichzeitig trägst?

Aus meiner Sicht ist das eine Grundvoraussetzung in der Business Analyse. Eindimensionales Denken ist heute schlicht nicht mehr gefragt. Es ist wichtig, dass man die verschiedenen Betrachtungsperspektiven unter einen Hut bringen kann, damit man in der Entwicklung möglichst effizient vorwärts kommt.

Wie wirkt sich die Business Transformation auf die Rollen von Business Analysts, Requirements Engineers und Product Owners aus?

Aus meiner Sicht ist die Schnelllebigkeit im Projektgeschäft ein grosser Treiber. Nebst den technischen Möglichkeiten verändert sich auch die Kundenerwartung dauernd, respektive wird immer anspruchsvoller und diverser. Projektscope wird laufend erweitert oder gekürzt. Du hast heute keine Zeit mehr, dich für mehrere Monate oder gar Jahre in ein Kämmerlein zu verkriechen und vor dich hin zu spezifizieren. Diese Ad hoc Arbeitsweise prägt unser neues Selbstbild als BAs, RQEs und POs.

Was wird aus deiner Sicht für die Rolle des Business Analysten in den nächsten 5-10 Jahren von Relevanz sein? Zeichnen sich da bereits gewisse Trends ab?

Ein Wort: Flexibilität! Bei uns bei Raiffeisen sind die Projekte sehr differenziert und haben teilweise fast nichts mehr mit den guten, alten Banking Themen mehr zu tun. Das heisst, es kommt darauf an, wie gut man sich auf neue Situationen, Prozesse, Produkte, etc. einlassen kann. Aus meiner Sicht haben diejenigen BAs, RQEs, POs einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil, die in der Matrix denken können. Sprich wer neue und bestehende Produkte und Prozesse so miteinander verknüpfen kann, dass absolut effiziente Wege durch die Organisation entstehen, wird in Zukunft auch weiterhin relevant bleiben.

Kannst du einen Moment in deinem Leben oder eine Person nennen, welche bei deiner Karriereweg-Entscheidung eine Rolle gespielt hat?

Definitiv meine jetzigen Vorgesetzten bei Raiffeisen Schweiz. Sie haben mir vor ca. einem Jahr mit der Leitung des grössten Business Analysten Teams bei Raiffeisen neue Möglichkeiten eröffnet, grossen Einfluss in die Entwicklung der Rollen BA, RQE und PO zu nehmen.

Du wirst am European PO&RE Day über die Bedeutung von Requirements Engineering sprechen. Warum hast du dieses Thema gewählt?

Ich empfinde die Rolle des BAs, RQEs und POs als sehr essentiell für die zukünftige Entwicklung im Projektgeschäft. Leider habe ich oftmals die Erfahrung gemacht, dass die entsprechenden Rolleninhaber nicht so dominant auftreten wie andere Projekt-Stakeholder. Es ist entscheidend, dass wir unsere Relevanz auch auf einer Plattform wie dem PO&RE Day entsprechend nutzen.